Pit Kranich, unser “Stock-Zauberer” ist tot

Der HCL trauert um seinen erfolgreichsten Hockeyspieler

Wieder müssen wir einen unserer Großen auf seinem letzten Weg begleiten. Was seine Erfolge als Spieler angeht, überragt Peter „Pit“ Kranich alle Vereinskameraden seit Clubgründung 1912 allerdings bei weitem. 

Die Familie Kranich war mit viel Hockeytalent gesegnet. Pits Schwester Lore brachte es bis zur bewunderten Nationalspielerin und seine Brüder Rudi und Hans waren zusammen mit Pit viele Jahre tragende Säulen unserer Herrenmannschaft. So war es kein Wunder, dass der jüngste der „Kranich-Dynastie“ bereits mit 5 Jahren, gleich nach Ende des Krieges, den Umgang mit dem Hockeyschläger lernte. Hallenhockey wurde damals in der Schreiberhalle, einer ehemaligen Kfz-Werkstatt gespielt, wo heute das Forum in Ludwigsburg steht.

Mit 15 Jahren und einer Ausnahmegenehmigung wurde der begabte Spieler in die erste Herrengarnitur aufgenommen. Seine internationale Karriere ließ nicht lange auf sich warten. Bereits 1957 wurde er zum ersten Länderturnier gegen die Niederlande, Frankreich, England und Belgien in die Jugendnationalmannschaft eingeladen. 

Es folgten rund 15 Spiele im Deutschen B-Kader, ehe er, gerade mal 18 Jahre alt, sein erstes von 18 Matches in der A-Nationalmannschaft bestreiten durfte. Dabei wurde der Schwabe zum Dreh- und Angelpunkt des deutschen Spiels, Eckenspezialist und Goalgetter der Bundesauswahl. Beim Länderkampf in Lyon schoss er alleine 5 von 7 Toren gegen die USA, gegen die Niederlande waren es 3 von 4 Treffern. 1960 in Rom war Kranich erster und bislang einziger Teilnehmer des HCL bei Olympischen Spielen. Vier Jahre später konnte sich die Deutsche Hockeymannschaft leider nicht für die Spiele in Tokyo qualifizieren, bei den vorolympischen Auswahlspielen war der Ludwigsburger jedoch der überragende deutsche Player. Dieses Turnier und der Länderwettkampf 1968 in Pakistan bezeichnete Kranich selbst als seine größten sportlichen Erlebnisse. „Kranich, the stick wizzard – Kranich, der Stock-Zauberer“ titelte damals die Teheraner Tageszeitung Kayhan International. Kranich war zur zentralen Figur der Deutschen Hockey-Nationalmannschaft gereift. Aber nicht nur das Hockeygeschehen auf dem Rasen, auch das Rahmenprogramm und die Exotik seiner Auslandsreisen begeisterten den jungen Mann. 

Für den HCL begann mit Kranich der Aufstieg in die Elite der deutschen Hockeywelt. So war der HCL im Herbst 1969 Gründungsmitglied der deutschen Bundesliga. Diese Jahre waren gekennzeichnet von 12 Württembergischen Meisterschaften, zwei süddeutschen Titeln und zwei Deutschen Vizemeisterschaften. Kranichs Zugkraft als Spitzenspieler gab unserem Club nationales Gewicht und ließ viele weitere Hockey-Schwergewichte nach Ludwigsburg  wechseln. So schlossen sich damals unter anderem Jojo Lümmen, Horst Hafner, Helmut Schmidt, Wolfgang Reisser und der Trainer Horst Ruoss unserem HCL an. Kranich selbst absolvierte als Spieler in über 18 Jahren 850 Spiele für die Rothemden und hat dabei rund 2000 Tore geschossen.

Auch nach seiner aktiven Zeit blieb er seinem HCL eng verbunden. Als regelmäßiger Gast der Ligaspiele war er bis zuletzt aufmerksamer und bisweilen kritischer Beobachter des Geschehens im Club. Nun ist er am 07.April  82-jährig nach einer schweren Krankheit zu Hause gestorben. Wir trauern um ihn und sind in Gedanken bei seiner Witwe Monika und den Töchtern Andrea und Sandra.

Die Trauerfeier findet am Donnerstag, 25.04.2024 um 13:15 Uhr auf dem Neuen Friedhof, Krematorium Harteneckstr. 34, in Ludwigsburg statt.

(Foto: Im internationalen Einsatz, 1964)

Michael Thum